Nachhaltigkeit ist durch die gesetzgeberische Praxis und zahlreiche Standards präzise definiert. Internationale Nachhaltigkeitsziele (SDG) sind völkerrechtlich bindend. Aber Nachhaltigkeit ist auch Ergebnis einer Kompromisssuche, ein in sich widersprüchliches Konzept. Wie werden Behauptungen von Nachhaltigkeit begründet? Was ist hingegen gemeint, wenn statt dessen von Ökologie gesprochen wird? Welche Veränderungen und Kontinuitäten sind über die Zeit zu beobachten? Wie verwenden Wissenschaft, Medien oder auch populäre Skandalisierungsschriften solche Begriffe? Das sind Fragen für die Hermeneutik und Diskursanalyse von Texten über Nachhaltigkeit.
2018
Die Vergiftung der Erde, Metaphern und Symbole agrarpolitischer Diskurse seit Beginn der Industrialisierung (Campus, Frankfurt/M./New York)
>>> Die ökologische Krisenpublizistik hat Metaphern hervorgebracht wie Ackergift und Mutter Erde, Waldsterben und chemischer Tod, Giftwelle und Krieg gegen die Natur. Die Vergiftung der Erde ist nicht bloß ein toxikologischer Befund, sondern eine kulturelle Leitmetapher in ökologischen Diskursen.
Stimmen zum Buch:
,,In seiner Kulturgeschichte des Giftes rezipiert Jan Grossarth esoterische (Gaia, Tiefenökologie), religiöse und linke wie rechte politische Strömungen, aber auch die naturwissenschaftliche Faktenlage. Sein überaus interessantes Buch vermittelt eine fundierte Vorstellung, vor welchem historischen Hintergrund in den letzten Jahrzehnten die chemische Orientierung der Landwirtschaft mit der historisch gewachsenen Artenvielfalt sowie sozialen und politischen Strömungen in Kollision geriet." Prof. Dr. Teja Tscharntke, Agrarökologe an der Universität Göttingen
,,Die Regensburger Dissertation beeindruckt denn auch gerade dadurch, dass sie die weiten Horizonte, in denen diese kulturelle Leitmetapher historisch und gegenwärtig Verwendung findet, mitdenkt und rekonstruiert, um dann das begrenztere Feld des Agrarischen als klassisches Konfliktfeld zwischen Landwirtschaft und Natur- und Umweltschutz intensiv diskursanalytisch zu beackern. […] Ein wichtiger Beitrag zur Kulturgeschichte der Natur und dem Gewicht von Gift im Sprach- und Bildgedächtnis." Friedemann Schmoll, Zeitschrift für Volkskunde, 16.04.2020
,,Grossarth lenkt den politischen Streit in friedliche Bahnen. Insofern ist Die Vergiftung der Erde für Umweltinteressierte mit Gewinn zu lesen."
Joachim NIbbe, NaturfreundIn, 14.09.2018
Grossarth, Jan (2023), Freiheit und Ökologie. Über den kulturellen Leitwert der Ökologie – und die Gefahr seiner Obsoleszenz im Großprojekt der „Transformation“, in: Feiler, Therese, Schlote, Yannick (Hg.), TTN Edition 2023.
Grossarth, Jan (2022), Die Macht der Medien, in: Hirschfelder, Gunther (Hg.), Wer bestimmt, was wir essen? Ernährung zwischen Macht, Moral und Utopie. Kohlhammer, Stuttgart.
Grossarth, Jan (2021), Seriöse Ernährungskommunikation im digitalen Medienzeitalter. Oder: Dem Relevanzverlust entgegenwirken, Ernährung im Fokus, 1/21, S. 36-42.
Grossarth, Jan (2020), Negativbeschreibungen von Ernährungsindustrie zwischen Ideologisierung und chiffrierter Kulturkritik, in: Endres, Eva-Maria/Klotter, Christoph (Hg.): Gute-böse Lebensmittelindustrie, Springer VS, Wiesbaden.
Grossarth, Jan (2020): Vom kritischen Feuilleton zum Massenthema der Fernsehdemokratie: Konjunkturen der Tierschutzthematik in deutschen Medien, in: Hartung, Jörg, Paranhos da Costa, Mateo, Perez, Carmen (Hg.): Tierschutz in Deutschland und Brasilien, Verantwortung und Leidenschaft, Deutsch-brasilianische AHK.
Grossarth, Jan (2019): Rezension zu; Jens Ruppenthal: Raubbau und Meerestechnik, Die Rede von der Unerschöpflichkeit der Meere, in: Zeitschrift für Volkskunde, Beiträge zur Kulturforschung, H. 115, S.309-312.
Grossarth, Jan (2017): Rezension zu: Heiko Stoff: Gift in der Nahrung. Zur Genese der Verbraucherpolitik Mitte des 20. Jahrhunderts, in: Zeitschrift für Volkskunde, Beiträge zur Kulturforschung, H. 113, S. 134f.
Grossarth, Jan (2015): Moralisierung und Maßlosigkeit der Agrarkritik, Gedanken zu Strukturen und Motiven in Mediendebatten und politischem Protest gegen die Agrarindustrie, in: Hirschfelder, Gunther/Schönberger, Gesa (Hg.): Was der Mensch essen darf, Springer VS, Wiesbaden, S. 363-377.
Chinas grüner Anstrich. Der größte Emittent von Kohlendioxid stellt sich an die Spitze der ökologischen Transformation, DIE WELT, 13.2.2021.
Generation Annalena. DIE WELT, 16.4.2021.
Der Aktivismus der Gesellschaft. Die Klimaprotestbewegung sollte dringend Luhmann lesen. DIE WELT, 30.11.2020.
Die große grüne Transformation – Jahrhundert-Vision oder Trugbild?, Blog der Innogy-Stiftung, 21.9.2020.
Die Natur gibt es nicht. Von den Ameisen sollten wir trotzdem lernen. FRANKFURTER ALLGEMEINE QUARTERLY, 19.9.2019.
Die anti-ökologische Hysterie, SÜDDEUTSCHE ZEITUNG, 31.5.2019.