Titel
Jan Grossarth

Land und Wirtschaft

Landwirtschaft berührt emotional, und das ist aus vielen Gründen nicht verkehrt: 

Die ökologischen Krisen der Landwirtschaft sind vielfach mit den globalen Klimaveränderungen und Biodiversitätsverlusten verbunden. Eine größere Vielfalt von Pflanzen und Feldstrukturen ist wissenschaftlich empfohlen. Sie kann zu höherer Bodenfurchtbarkeit beitragen, zur Klimafolgenanpassung. 

Aber die Diversität ist auch ein Merkmal von Landschaft, die Menschen als schön wahrnehmen. Bilder des Bäuerlichen bleiben auch deshalb Teil des kollektiven Erinnerns, wenn wir selbst keine biographische Erinnerung an Bauernhöfe mehr haben.  Kulturlandschaften sind Teil unsers Lebens. 

Die wissensbasierte, hoch spezialisierte und energiehungrige Landwirtschafsindustrie ist ein Segen und Fluch zugleich. Sie trägt entscheidend bei, unsere Teller zu füllen. Sie ermöglicht das urbane Leben für den größten Teil der Menschheit. Aber sie schafft Abhängigkeit von Ressourcen, die in mittlerer Frist endlich sind. 


Zu diesem Themenkreis bin ich als Volontär der Frankfurter Allgemeinen Zeitung gekommen. Im Jahr 2009 lernte ich, wie man sagt, zufällig Gottfried kennen, einen Selbstversorger

Ich war ein paar Tage bei ihm, und wir ernteten Heu und lebten ohne Strom und Wasser. Bei Gottfried sah ich viele Fragen, die von nun an auch meine waren, im Brennglas: Was gibt die Natur? Wie abhängig sind wir von den Ressourcen? Wie angewiesen auf Technik? Aber auch: Unglück und Glück des modernen Lebens. Ökonomie - Kultur.

Über die Ambivalenzen zwischen Wunsch und Wirklichkeit der Landwirtschaft arbeite ich seidem.


Buch

2016

Vom Land in den Mund. Warum sich die Nahrungsindustrie neu erfinden muss (Nagel & Kimche, Zürich; Nachdruck in bpb Schriftenreihe, Bd. 1680)

>>> Die Landwirtschaft wirkt wie zerrieben zwischen den ideologischen Fronten technokratischer Agraringenieure einerseits, und der grünen Politik und der Lebensstilgesellschaft andererseits. Annäherungen und Lösungsansätze, in vielen Reportagen und Essays.

Stimmen:
,,Es sind diese kleinen Reportage-Elemente, Anekdoten aus dem Alltag bäuerlicher Betriebe, die das mit 160 Seiten recht schmale Taschenbuch so anschaulich und gut lesbar machen. [Der Autor] vermeidet [...] jede Verurteilung, plädiert wiederholt für ein „sowohl als auch“. Johannes Kaiser, Deutschlandfunk Kultur

,,Der Autor nähert sich all dem mit einem seriösen Ehrgeiz zur Vorurteilslosigkeit und mit dem Verdienst, die dahinterstehenden Motive und Geisteshaltungen nicht nur wahrgenommen, sondern meistenteils auch verstanden zu haben. Geboren aus dieser allseits kritischen, aber einfühlsamen Haltung eröffnet Jan Grossarths Buch jedweder Leserschaft die Chance, die jeweils entgegengesetzten Realitäten und Argumente nachzuvollziehen und zu würdigen. Das ist uns, angesichts der zunehmend übergriffigen Rhetorik an der Ernährungsfront, bereits Grund genug, es zu empfehlen." Sascha Rufer, Umweltnetz Schweiz

,,Grossarths Fazit: Ja, es ist kompliziert. Für jeden, der produziert und konsumiert (also alle), bedeute das wegzukommen vom „Man muss“ zum „Ich“, um etwa den vermeintlichen Gegensatz zwischen „künstlich-chemisch“ und „natürlich“ zu überwinden, der in unsern Breiten allzu oft zum Popanz aufgebaut wird." Benedikt Schönholz, Modereco

,,Ein Buch, das Sie zu jeder Tages- und Nachtzeit und auf jeder Seite beginnen, weiterlesen können. Immer wird es ein Lesevergnügen sein – und niemals werden sie eine klare Antwort auf Ihre nicht gestellten Fragen bekommen. Aber vielleicht ein Vorurteil hinterfragen – wenigstens. Trotzdem (oder deswegen) werden Sie Lieblingskapitel finden. (...) Ein Lesevergnügen voller feiner Ironie und überraschender, kluger Beobachtungen." Foodwatch

,,Der schönste Satz in diesem Buch geht so: „Das Huhn ist so nah am Tofu wie kein anderes Tier“. Es ist ein Satz, der mitten hineinführt ins ideologische, politische, ökonomische und kulturelle Getümmel um unser Essen." Eckhard Fuhr, Die Welt


Journalistische Artikel (Auswahl)

2023

Die vertane Chance der Agrarwende. Cicero, 30.6.2023.

„Mein Vater hat Menschen danach eingeteilt, ob sie auf Sand oder auf Lehm ackern“. Ewald Frie, ein Bauernsohn aus dem Münsterland, erzählt, wie Mitte der 1960er Jahre eine Welt zu Ende ging. Und warum es niemand merkte. Ein Gespräch, WELT, 5.6.2023. 

2022

Das Ende der Landwirtschaft. Erst sollte alles Bio werden, jetzt sagen Experten: Auch Öko-Landbau als Alternative zu Massentierhaltung und Agrar-Chemie ist klimaschädlich. Künftig sollen Bakterien aus dem Labor die Menschheit ernähren, Welt, 30.11.2022.

2021

Agrarpolitik: Die Sorgen der Bauern. DIE ZEIT, 8.7.2021. 

2015

Alle meine Gänslein. Unser Autor ist gespalten. Sein Herz träumt von früher, sein Kopf bleibt kühl. FAZ.net.