Bioökonomie ist ein Kunstwort, aber sie ist von vielen Institutionen präzise definiert. Der Begriff wird vielseitig verwendet, für manche zu vielseitig. Ich finde, es handelt sich um eine hoch interessante Metapher.
Worum geht es?
Unter zirkulärer Bioökonomie verstehe ich eine konsequente Ausrichtung wirtschaftlicher Akteure auf die Stoffschicksale der Materialien. Im Planen, aber auch Handeln. Dies gilt von der Rohstoffgewinnung über die Produktion bis zur Weiterverwendung.
Ressourcenschonung ist das zentrale Anliegen.
Aber nicht nur die Stoffströme, sondern auch die Metaphorik der Bioökonomie ist interessant. „Bios“ als das Leben weitet den Blick der Wirtschaft, und „Oikos“ als der Haushalt „erdet“ anspruchsvolle Nachhaltigkeitskonzepte auf den Boden des Umsetzbaren angesichts von finanziellen, energetischen und materiellen Knappheiten.
Genügen nachwachsende Rohstoffe für eine globale Industriegesellschaft? Wie lässt sich durch Biotechnologie - Pflanzenzucht - die Ressourcenverfügbarkeit unter den Bedingungen des Klimawandels erhöhen? Wie lässt sich darüber ethisch urteilen? Wie ist die gesellschaftlich zunehmende Sehnsucht nach einem naturnahen Leben zu verstehen? Wie lassen sich die vielen unterschiedlichen Vorstellungen von Nachhaltigkeit überhaupt verstehen, zusammenbringen, voneinander abgrenzen? Das sind beispielsweise Fragen, über die ich lehre und publiziere.
2024
Bioökonomie und Zirkulärwirtschaft im Bauwesen. Eine Einführung. Mit einem Vorwort von Michael Braungart (Springer Vieweg, Wiesbaden)
>>> Der Ansatz der Bioökonomie verbindet die Idee zirkulärer Stoffströme mit ökonomischem Realitätssinn. Dieses Buch gibt einen Überblick, der von historischen Vorbildern bis zu biotechnologischen Innovationen reicht. Es führt erstmals Ansätze der Bioökonomie und Zirkulärwirtschaft mit der Nachhaltigkeitsausrichtung des Bauwesens zusammen und ordnet sie in handlungsrelevante Kontexte ein.
2019
Future Food. Die Zukunft der Welternährung (wbg Theiss, Darmstadt)
>>> Wissenschaftsjournalisten und Wissenschaftlerinnen schreiben über Lösungsansätze, wie die wachsende Weltbevölkerung angesichts der klimatischen Veränderungen zu ernähren sein wird. Den Kern bildet eine 50-seitige Feldstudie, die beschreibt, wie sich das sambische Dorf Nkolemfumu ernährt, wo Entwicklungspotenzial ist, was die Kleinbäuerinnen von der Zukunft wünschen. Nkolemfumu wird mit einem rheinhessischen Dorf in Verbindung gebracht. Die Zukunftsperspektive: Eine industriell-ökologische Zirkulärwirtschaft.
Stimmen zum Buch:
,,Die Stärke des Buches ist dabei, dass jeder Teilaspekt der Welternährung immer in einem ganz konkreten lokalen und persönlichen Kontext steht. Dennoch läuft das Buch nie Gefahr, sich in Einzelschicksalen einer Mikroperspektive zu verlieren, sondern schafft immer den Sprung hin zu einer Betrachtung auf Makroebene, die kosmopolitische Zusammenhänge, wie z.B. den globalen Handel, erläutert. Da das Buch eine Vielzahl an Zahlen, Fakten, Wirkungsketten und theoretische Überlegungen immer in konkrete und exemplarische Beispiele einbettet, die den einzelnen Menschen mit seinen Fähigkeiten, Wünsche und Mängeln vor dem Hintergrund seines sozio-kulturellen Umfeldes in den Blick nehmen, gelingt es, den Leser auch emotional mitzunehmen." Christine Vornehm, Borromäusverein
2015
Nord & Süd. Ressourcen (Raetia, Bozen., Herausgeberschaft)
>>> Wie deckt die Wirtschaft - also wir alle - unseren Ressourcenbedarf nachhaltig, von Holz über Äpfel bis zum Marmor und Kunstschnee? Eine Ideensammlung am Beispiel Südtirol, und darüber hinaus. Mit Beiträgen von Andreas Maier, Carsten Knop, Waltraud Mittich u. a.
Eine solarbetriebene und von entsalztem Meerwasser gespeiste Gurkenzucht in Jordanien (Foto JG)
Mit Peer Review
Grossarth, Jan (2023), Agrarische Rohstoffe für den klimagerechten Bau, nbau, Nachhaltig Bauen, 2/23.
Ohne Peer Review / Beiträge in Sammelbänden
Grossarth, Jan (2022), Bioökonomie Friedensbrücke?, in: Mietzsch, Andreas (Hg.), Biotechnologie Kursbuch, 35, Biocom, Berlin.
Grossarth, Jan (2022), Heilsame Stadtgärten? „Community Gardening“ als kulturelle ökologische Praxis und deren Beiträge zur Gesundheit in der „Burnout-Gesellschaft", in: Department for Community Health der HSG Bochum (Hg.), Community Health, Beltz Juventa, Freiburg.
Grossarth, Jan (2021), Zukunft Agrarökologie, in: Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (Hg.), Wie man die Welt ernährt, Ideen, Ansätze und Lösungen der Sonderinitiative Eine Welt ohne Hunger, Bonn, Eschborn, S. 84-86. (Darin auch: Beiträge über Innovationen in der Entwicklungspolitik, Governance, Lieferkettengesetze und bäuerliche Interessenvertretungen, jeweils deutsch und englisch)
Grossarth, Jan (2020): Das Puzzle der Welternährung, in: Krason, Vikroria, Dieter, Anna-Lena (Hg.), Future Food, Essen für die Welt von morgen (Begleitkatalog zur Ausstellung Future Food im Deutschen Hygienemuseum Dresden), Wallstein, Göttingen.
Grossarth, Jan/ Hirschfelder, Gunther (2022), Future Food, Trends und Prognosen, in: Hirschfelder, Gunther (Hg.), Wer bestimmt, was wir essen? Ernährung zwischen Macht, Moral und Utopie. Kohlhammer, Stuttgart.
Grossarth, Jan (2020): Future Food: Auf dem Weg zur grünen Revolution?, in: Bundeszentrale für Politische Bildung (Hg.), Auf Kosten anderer, Die Globalisierung in Bildern, Zeitbilder, Bonn, S. 102f.
Der Ende der Verschwendung, Auf der Zirkulärwirtschaft ruhen die Hoffnungen, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 31.1.2024, Natur und Wissenschaft.
Weizen als Waffe, Cicero, 28.4.2022.
Holzweg der Hoffnung, F.A.Z., 18.1.2023, und auf faz.net; über klimapolitische Hoffnungen auf den Holzbau und Innovationen in diesem Bereich.
Ein Baustoff steht im Walde. Aus Pilzen lassen sich Dämmstoffe und nachwachsende ,,Ziegelsteine" züchten. So könnten in Zukunft ökologisch saubere Gebäude entstehen. WELT AM SONNTAG, 11.9.2022, S. 65.
Baut auf Hanf!, WELT AM SONNTAG, 3.7.2022, S. 60.
Die neue Friedensbrücke, Die Bioökonomie soll Wirtschaft und Natur versöhnen. Jetzt hält sie Einzug an den Hochschulen. Wird sie die Welt vom Kohlenstoff befreien?, FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG, 9.2.2022.
ICH MAG MÜLL, Werden eines Tages Bakterien den Abfall der Zivilisation fressen?, DIE ZEIT, 51, S. 54.
Race to Feed the World. Einjährige Themenserie über die Welternährung der Zukunft (2018). FAZ.NET.