Gehören diese beiden nicht zusammen? Wenn nicht, gerät die Freiheit oberflächlich. Bei Aussteigern beobachtete ich Mut zur Besonderheit, aber auch unangenehmes Sektierertum. Von Abgrenzungen handelt der Unterhaltungs-Essay über die Giftpflanzen, die als besonders talentiert darin erscheinen.
2012
Vom Aussteigen & Ankommen (Goldmann, München; Erstausgabe: Riemann 2010; 5. Aufl. 2020)
>>> Drei Monate bei zwölf radikalen Aussteiger(gruppe)n. Manche suchen Nachhaltigkeit, andere Gemeinschaft, andere Gott. Ein Erlebnis für mein Leben, mit Begeisterungen und Irritationen.
Stimmen:
,,Es gehört schon was dazu, seine Exkremente an die Hühner zu verfüttern und dann deren Eier zu essen. Jan Grossarths Skrupel vor Eiern zieht sich durch das ganze Buch. Andererseits: Einfach ist es auch nicht, ein Frühstücksei zu verzehren, wenn man am Vorabend einen Film über die industrielle Eierproduktion in Hühnerfabriken gesehen hat. Ein Mainstreammensch öffnet sich in Grossarths Reportage den Gruppen und Individuen, die gegen den Strom schwimmen oder zumindest neben ihm. Lebensextremisten." Rudolf Neumaier, Süddeutsche Zeitung
,,Was für ein packender Reisebericht! [...] Der Autor lässt nicht nur die Exoten von nebenan zu Wort kommen, er teilt immer auch die eigenen Gefühle, Gedanken und Erkenntnisse mit. Diese Prozesse als Leser mitzuerleben, macht Spaß: Seine in zahlreichen Begegnungen gewonnenen Bewusstseinserweiterungen, aber auch das ständige Wundern über Absonderlichkeiten und Widersprüche seiner Feldforschungs»gegenstände«, die Grossarth jeweils mit feiner Ironie kommentiert, führen regelmäßig zu schöner Heiterkeit." Jochen Schilk, Oya
,,Es ist eine wunderbar erkenntnisreiche Reportagereise, auf die Jan Grossarth seine Leser mitnimmt. Voll kluger, kauziger, engstirniger oder wohltuender Stimmen. Einige wird man - wie der Autor - sicher hinterfragen, manche vielleicht auch ablehnen. Doch auch wenn man am Ende des Buches vielleicht nichts findet, für das man seine eigene Lebensform verlassen würde, so bringt es einen doch immer wieder zum Grübeln über eben diese." Silke Katenkamp, stern.de
,,Grossarths Verdienst ist es, denen zuzuhören, denen sonst keiner zuhört, erst Recht kein Wirtschaftsredakteur der FAZ." Tobias Becker, Spiegel Online
2022
Heilsam bis tödlich. Ein bewusstseinserweiternder Streifzug durch die vergessene Welt der Giftpflanzen
(Knesebeck, München)
>>> Giftpflanzen sind Pflanzen mit hervorragenden Abwehrkräften, die erstaunliche Techniken entwickelt haben, sich gegen Fressfeinde zur Wehr zu setzen. Das illustrierte Naturbuch entdeckt die Giftpflanzen neu und hinterfragt das Image der zu Unrecht als böse und widerborstig eingestuften Gewächse. Dabei blickt das Buch auf die Furcht vor Giftgewächsen in früheren Jahrhunderten, entlarvt falsche Mythen und hysterische Konzepte von Giften und geht der Frage auf den Grund, warum unsere Gegenwart eigentlich so giftvergessen ist.
Stimmen:
,,[...] gibt es alles von heimischen bis zu exotischen Gewächsen, umrankt von Kriminal-, Arznei- und Rauschgeschichten und wissenschaftlichen Fakten, von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der möglichen Nutzung. Spannend geschrieben, faszinierend zu lesen und wunderschön illustriert [...]" Christina Mondolfo, Wiener Zeitung, 10.3.2023, S. 27
,Das Spektrum der von Grossarth liebe- und humorvoll beschriebenen Gewächse reicht von der Herbstzeitlosen, die in der Antike gegen Rheuma und Gicht eingesetzt wurde, bis zum Opium-Lieferanten Schlafmohn, mit dem noch vor gar nicht allzu langer Zeit unruhige Kleinkinder in einen wonnigen Ruhezustand versetzt wurden. Wer also unter Feiertagsstress leidet, findet in „Heilsam bis tödlich“ jede Menge Anregung zum sanften Dahingleiten in andere Sphären." Alexander Marguier, Cicero
,Giftpflanzen, denen der Autor eine Ästhetik des Widerstands bescheinigt, zählen vielmehr zu den Bedrohten gegenwärtiger (Land-)Wirtschaft, wehren sich gegen Fressfeinde und sind unverzichtbar für die Medizin. Mit feindosiertem Humor und detailgenau bricht er eine Lanze für die oft geschmähten Floralen. Der begeisterte Schrebergärtner hat auch Empfehlungen für den (Gift-)Garten sowie ein hochinteressantes Schlusskapitel über neue Erkenntnisse der Bioökonomie in diesem schön gemachten Buch mit wissenswerten Infos, Abstechern in Kulturgeschichte und Etymologie anzubieten." Sylvia Treudl, Buchkultur. Das internationale Buchmagazin. 5/22, S. 46
,,Eine (kurze) Kulturgeschichte der Giftpflanzen. Hier ist der Autor inhaltlich, sprachlich und darstellerisch überzeugend." Spektrum der Wissenschaft,
,Für alle Bestände empfohlen." Gudrun Schüler, Borromäusverein
2021
Heiligenleuchten. Erkundungen 2008-2019. (Verlag Westfälisches Dampfboot, Münster)
>>> Nachdenkliche Streifzüge durch die langen 2010er Jahre
Stimmen:
,,Wer die Geschichten mit Gewinn lesen will, braucht nicht den Blick der Soziologie, der eines Zeitunglesers tut’s auch. Denn man wird richtig gut unterhalten. Und was man über die bundesdeutsche Gegenwartsgesellschaft lernt, erfährt man gleichsam en passant." Peter Kern, Glanz und Elend
,,Suchend, staunend und manchmal erschaudernd sind diese Texte, voller kindlicher Neugier und menschlicher Empathie und gerissenem Witz. Stets aber rezipientenfreundlich wie die orthodoxen Gotteslieferanten auf der Wolga! Mit großer Lust bin ich als Leser mit Jan Grossarth auf Welt- und Zeitenreisen gegangen: zu Ikonen, die aus dem Wasser auftauchen, und einem Jahrtausendwein aus glühender Endzeit, zum letzten Reporter, zu den Töchtern eines heiligen Sturkopfs und in ein ganz normales, furchtbar gespenstisches Dorf. Passanten und Passionen der Geschichte und unserer Gegenwart." Albrecht Selge, Autor - Buchrückentext
Grossarth, Jan (2023), Freiheit und Ökologie. Über den kulturellen Leitwert der Ökologie – und die Gefahr seiner Obsoleszenz im Großprojekt der „Transformation“, in: Feiler, Therese, Schlote, Yannick (Hg.), TTN Edition 2023.
Grossarth, Jan (2013), Bildung wie aus der Fabrik, in: Hurrelmann, Klaus/Schulz, Tanjev (Hg.): Die Akademiker-Gesellschaft – Müssen in Zukunft alle studieren?, Belz Juventa, Freiburg, S. 162-175.
2021
Die Demokratie wird an Euren Selfies sterben. Die bürgerliche Demokratie wird womöglich nicht den Rechten oder den Linken zum Opfer fallen, sondern in den sozialen Netzwerken untergehen, mit Tattoos und blauen Haaren. Der notorisch seine Individualität inszenierende Influencer ist die verhängnisvolle Figur unserer Zeit. WELT, 15.6.2021. (Darüber Arno Orzessek im DLF Kultur)
Vier oder fünf Dinge, die ich von ihm weiß. War Jesus ein Arbeiterkind? Wie reagiert man, wenn ein Bekannter seine Frau betrügt? Und was sagt man Menschen, die keinen Partner finden? Antworten gibt ein alter Diakon, der das Seelsorgetelefon von Radio Horeb leitet. Ein Tag mit ihm in der Brandenburger Diaspora. WELT, 29.3.2021.
2020
Fühlendes Herz der alten Welt. Über den autodidaktischen Künstler John Elsas, Jüdische Allgemeine, 4.11.2020.
Der Aktivismus der Gesellschaft. Die Klimaprotestbewegung sollte dringend Luhmann lesen. Sie könnte lernen, dass Transformation nicht mit radikaler Rhetorik, sondern nur mit Systemkenntnis funktioniert. WELT, 30.11.2020.